Die Capsule Fashion Show hat sich innerhalb weniger Jahre zu einer regelrechten Institution gemausert. Von New York über Paris nach Berlin und Las Vegas hat sie es mittlerweile mit ihrer pristinen Ausstellung geschafft. Die Modemesse ist nämlich nicht nur ein willkürlicher Haufen Fashion, sondern tatsächlich dem Zeitgeist so angepasst, dass sie geradezu den Stempel “Kontemporär” verdient hat. Wo andere versuchen, Mode bei ihrer Erscheinung zu historisieren, ist die Capsule immer einen Schritt in der Zukunft, über die Gegenwart hinaus, und versucht lieber herauszufinden, wo der Wandel hingeht.
Die Messe, die von einer New Yorker Fashionagentur gegründet wurde, hält sich für einen Botschafter der gegenwärtigen Streetstyle Mode. Nicht fernab der Catwalks vermischen sich derzeit hochpreisige Designerwerke mit dem Look & Feel der Straße, sodass man meinen könnte, Abendkleider sind weniger wert geworden als ein neues Paar Special Edition Sneaker.
Mit Hilfe aktueller Fashion-Plattformen – ganz vorne mit dabei solche wie Hypebeast – und “In-Blogger”, Fashionmultiplikatoren und aufstrebenden Designern, wird für jede Show neu zusammengewürfelt was derzeit am besten passt. Dabei sind einige Dinge unglaublich wichtig für das Konzept der Messe, die eher an eine wohlkuratierte Ausstellung erinnert.
Zum einen ist es die Schnelligkeit, die durch Social Media, Kommunikation und engen Kontakt zu den Konsumenten und Trendsettern gespeist wird. Zum anderen ist es aber auch die Nähe zu den Standorten der Capsule. Selbstverständlich gehören New York und Paris zu den größten Modemetropolen, Streetstyle oder Haute-Couture. Berlin und Las Vegas hingegen gelten als Underdogs der Mode, präsent auf der Weltkarte, aber eigentlich nicht überzeugend. Beide Städte gelten aber als Nährböden für Neues: neue Parties, neue Menschen, neue Kreativinputs, neue Welten. Von diesen “neuen” Dingen, sozusagen den gesellschaftlichen Innovationen, lebt die Mode wie jede andere Branche auch. Es sind die, die nicht viel Stand haben, die letztlich verzweifelt darum kämpfen.
Deshalb sind es auch die Designer aus Berlin und Las Vegas, die vor allem später auch in New York und Paris gezeigt werden. Insofern gilt die Capsule auch als transnationale Kommunikationsmaschine. Die jungen Künstler und Handwerker aus Las Vegas, der apokalyptischen Sündenstadt der USA, können endlich im Venetian Casino ihre Werke ausstellen – in einem Umfeld, dass ganz scharf auf die neuen Eindrücke ist. In Berlin findet das ganze im Postbahnhof statt. Beides sind Locations, die zur jeweiligen Stadt gehören, aber symbolisch gesehen mehr transportieren. Das Casino wird zur Modekonferenz, der Postbahnhof zum Ausstellungsort. Es ist übertragen in etwa das, was derzeit mit der Mode insgesamt passiert.
Die Capsule findet erst im Sommer wieder in Berlin statt. Derzeit freut man sich auf eine umfangreiche Show in New York, wo ausschließlich Frauenmode gezeigt wird.